Die merkwürdigsten Rock-Acts
Die Konventionen des Pop und Rock sind enger gestrickt als man meinen möchte. Man kann noch so ausgeflippt den ewigen Rausch der immerwährenden Jugend beschwören, oder den wilden Rebellen geben, genau darin liegt dann aber auch letztendlich die Norm. Aber es gab auch immer Bands und Künstler, die die Konventionen komplett ignoriert oder auf links gedreht haben. Das kann über die Musik, das Konzept oder die Live-Präsentation funktionieren, meistens ist es von allem etwas. Damit kann man sehr erfolgreich werden oder völlig erfolglos sein – aber dann hat man es wenigstens versucht. Diese Oh-so-Famous.de-Galerie bieten einen kleinen Überblick über die entsprechenden Querschläger und Querköpfe …
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Gegen die Spielregeln ...
Es gab und gibt immer wieder Musiker und Bands auf dem Planeten Pop, die ganz bewusst oder auch unfreiwillig durch alle Raster fallen und die Konventionen auf den Kopf stellen – wie z.B. die Plüschmetal-Mädels von Babymetal. Das kann sich auf die Musik, das Image oder auf den allgemeinen Grad der Verrücktheit beziehen, manchmal muss es eben anders sein, manchmal ergibt es sich einfach so. Hier ein kleiner und keineswegs vollständiger Querschnitt aus gut 50 Jahren "alternativer" Rock- und Pop-Geschichte ...

The Residents
The Residents sind die Mutter aller rockenden Rätselhaftigkeiten und eher avantgardistisches Kunstprojekt als Band. Gegründet haben sie sich (wahrscheinlich) 1969 in San Francisco, seitdem erschienen über 40 Alben mit Musik, die nicht kategorisiert werden kann. Und man weiß bis heute noch nicht einmal von wem sie stammt, da alle Residents anonym geblieben sind. Ihr Markenzeichen sind die berühmten "Eyeball Heads", das Spektrum an Masken und Verkleidungen ist aber noch wesentlich größer und darf bei ihren kunstvollen Live-Inszenierungen bewundert werden. Sie verbreiten bis heute das Gerücht, dass der bayerische Dichter, Denker und Musiker N. Senada und seine "Theory Of Obscurity" ihr künstlerischer Haupteinfluss seien und in den 70ern glaubte man schon mal herausgefunden zu haben, dass die Residents in Wirklichkeit die Beatles seien – woraufhin sich die Bandmitglieder kurzzeitig John, Paul, George und Rheingold nannten. Einfach großartig ...

Magma
Die französische Band wurde 1969 vom Schlagzeuger Christian Vander (siehe Foto) gegründet, der auch singt und den Großteil der Musik schreibt. Magma spielen eine irre Jazzrock-Fusion namens "Zeuhl" und fast alle ihre Platten sind zusammenhängende Konzeptalben über die Abenteuer der Kobaïa, ein Volk von Space-Nomaden. Dazu hat Vander auch gleich die gleichnamige Sprache erfunden und Kobaïa ist kein willkürliches Gebrabbel, sondern eine richtige Sprache mit Vokabular und Grammatik und mit einem noch weit höheren Nerd-Faktor als das Klingonische! Magma existieren bis heute und werden vor allem in Frankreich kultisch verehrt.

Dread Zeppelin
Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Coverbands: Die einen bleiben so nah wie möglich am Original, die anderen interpretieren die Vorlagen völlig neu. Und es gibt Dread Zeppelin. Der Name verrät es, hier werden seit 1989 Led Zeppelin-Klassiker auf Reggae getrimmt, den Unterschied macht dann der Elvis-Imitator Tortelvis am Mikrophon. Ein Witz also, aber ein ziemlich guter auch wenn nicht alle Led Zep-Fans darüber lachen konnten – Zeppelin-Sänger Robert Plant wiederum ist bekennender Fan! Dread Zeppelin sind bis heute aktiv und touren regelmäßig in den USA.

The Monks
The Monks wurden 1964 in Gelnhausen von fünf dort stationierten G.I.s gegründet und waren ihrer Zeit um Jahrzehnte voraus. Ihr Sound war roh und primitiv (mit E-Banjo statt Gitarre!), ihre Songs bestanden oft aus nur einer Textzeile, die gebetsartig (sic) wiederholt wurde. Dazu trugen sie Mönchskutten und Tonsuren, der Gesamteindruck wirkte damals wahrlich dadaistisch. 1966 erschien ihr einziges Album "Black Monk Time" und die Werbe-Ikone Charles Wilp wollte Monk-Musik für seine superlegendären Afri Cola-Spots einsetzen, dazu kam es aber nicht und 1967 lösten sie sich auf. 1999 kamen sie noch einmal zusammen und spielten ihren einzigen US-Gig überhaupt, inzwischen waren sie auch zur absoluten Kultband in Indie-, Alternative- und Punk-Kreisen aufgestiegen – und sie sind es bis heute ...

Cardiacs
Die Cardiacs wurden 1977 in Surrey gegründet und veröffentlichten bis 1988 nur Singles und Kassetten, danach auch ein paar Alben. Ihre Musik war ein völlig wahnsinniger Mix aus Ska, Punk und Prog-Rock (sie selbst nannten es "Pronk") und in einem einzigen Cardiacs-Song stecken mehr Ideen, als auf kompletten Alben manch anderer Bands. Dazu gab's surreale Texte und bizarre Videos und irgendwie schaffte es die Band später sogar ins Vorprogramm von Marrilion und Blur, um dort auf den blanken Hass bei den entsprechenden Fans zu treffen. In gewissen britischen Indie-Kreisen genießen sie hohes Ansehen, generell blieben sie aber ein wohl gehütetes Geheimnis. Am 25. Juni 2008 erlitt der Sänger und Kopf der Band Tim Smith einen Herzinfarkt und seitdem ruhen alle Aktivitäten ...

Gwar
Gwar ist das Nebenprodukt eines Underground-Filmprojekts in Virginia in dem 1984 auch die Punkband Death Piggy auftrat, die daraufhin die surrealen Monsteroutfits und Requisiten des Films übernahm und fortan als Gwar satirischen Angst und Schrecken im Trashmetal-Outfit verbreiteten. Gwar-Shows sind die (kunst)blutigsten und öbszönsten der Rockgeschichte und sind z.B. in Bayern auch immer wieder mal verboten worden, obwohl außer den Zensoren (und diversen religiösen Gruppen) wirklich jeder den Witz verstanden hat. Am 23. März 2014 verstarb Bandleader David Brockie alias Oderus Urungus, die Band ist aber nach wie vor aktiv und tourt sehr erfolgreich – die Alben kann man übrigens weitestgehend vergessen.

Babymetal
Babymetal sind so etwas wie der Gegenentwurf zu Rammstein oder Marilyn Manson. Wo letztere das Medium Brachial-Metal dazu nutzen ihr subversives und manchmal ironisches Spiel mit Klischees, Tabus und blankem Horror zu spielen, verwandeln Babymetal das martialische Metal-Biest in ein Plüschtier. Drei unglaublich niedliche Japanerinnen singen zu beinharten Metalbrettern über niedliche Dinge wie Schokolade oder kleine wuschelige Tiere. Kawai Metal nennt man das in Japan und Kawai heißt so viel wie …niedlich. Das Gesamtpaket ist in seiner skurillen Widersprüchlichkeit schon fast wieder subversiv, spaßig ist es auf jeden Fall. Und es wird auch von den orthodoxen Metalfans erstaunlich wohlwollend aufgenommen, Babymetal haben bereits Wacken gerockt und waren zusammen mit Kalibern wie den Red Hot Chili Peppers und Metallica auf Tour …

GG Allin
GG Allin (1956 als Jesus Christ Allin in eine fundamentalistische Christenfamilie geboren) war ein radikaler Vollspinner, der seine Mission darin sah, das Moment der Gefahr wieder in den Rock'n'Roll zurückzubringen. Seine Bands trugen Namen wie Scumfucs oder The Murder Junkies und seine Shows, die er prinzipiell nackt bestritt, waren kurze und blutige (und wir sprechen hier nicht von Kunstblut) Aufruhre, die meist in einer von ihm angezettelten Massenschlägerei endeten. Seine Alben sind unhörbar, seine Texte bestehen praktisch ausschließlich aus Gewaltfantasien und seine Auftritte waren selten, weil er zwischenzeitlich immer wieder im Knast landete. Aus seiner Ankündigung auf der Bühne Selbstmord zu begehen wurde dann nichts, er verstarb am 28. Juni 1993 an einer Heroin-Überdosis – und entwickelte sich daraufhin zur Kultfigur. Man muss Allin nicht mögen, aber seine kompromisslose Konsequenz nötigt doch Respekt ab ...

Compressorhead
Es musste soweit kommen und es kam aus Berlin. Dort entwickelten und konstruierten der Künstler Frank Barnes und die Ingenieure Markus Kolb und Stock Plum zwischen 2007 und 2012 die erste Roboband der Welt: Compressorhead! Gitarrist "Fingers" (siehe Foto) hat 78 Finger, Drummer "Stickboy" vier Arme und einen Assistenten namens "Junior", der Bassist kann sich per Raupenantrieb selbstständig fortbewegen und inzwischen gibt es auch den Sänger "Mega-Wattson". Compressorhead covern die Songs von Hard- und Heavy-Klassikern wie Motörhead, AC/DC, Pantera oder The Ramones und das besser als man meinen möchte, inzwischen gibt es auch eigene Songs und das Album "Party Machine". Und in einem gewissen Sinn sind Compressorhead auch die einzige echte "Metalband" ...
Autor: Großmutter